1785
70 Preussische Monarchie. — § 23. Letzte Regierungszeit Friedrichs d. Gr.
fürsten stellen die Abtretung von ganz Bayern in nahe Aussicht. Die hieraus für Preussen erwachsende Gefahr entgeht dem wachsamen Auge Friedrichs des Grossen nicht. Von ihm angeregt und seiner Unterstützung sicher, erhebt Karl August von Pfalz - Zweibrücken als nächster Erbe Einspruch beim Reich. Nach fruchtlosen Unterhandlungen Friedrichs mit Joseph rückt ein preussisches Heer unter Prinz Heinrich in Böhmen ein. Ernsteres Zusammentreffen der feindlichen Heere wird durch Unterhandlungen, die Maria Theresia ohne Wissen ihres Sohnes mit Friedrich anknüpft, ferngehalten. Der bayrische Erbfolgekrieg (im Volksmunde „Kartoffel-“ oder „Zwetschgenkrieg“ genannt) endet, noch ehe er ernstlich begonnen, 1779 mit dem Frieden zu Teschen. Joseph giebt seine Ansprüche auf Bayern auf und begnügt sich mit der Abtretung des Innviertels.
Iii. Der Fürstenbund. Joseph Ii. nimmt, nach dem Tode seiner Mutter (1780) auch Herr in Österreich geworden, seine alten Pläne auf Bayern wieder auf. Karl Theodor ist geneigt, ihm gegen Übereignung der Niederlande mit dem Titel eines Königs von Burgund sein Erbland abzutreten. Friedrich der Grosse bringt demgegenüber 1785 den schon länger gehegten Plan eines Fürstenbundes unter Preussens Leitung zur Ausführung. Viele Fürsten, insbesondere Norddeutschlands, treten dem neuen Bunde, einem Vorläufer des späteren Norddeutschen Bundes, bei. Joseph giebt seine Absichten auf Bayern auf. Der Fürstenbund zerfällt nach Friedrichs Tode.
Iv. Friedrichs Person und Ende. i) Friedrich, mittelgross, im Alter fast klein zu nennen, von mässiger Stärke, mit scharf geschnittenen Gesichtszügen und blauen durchdringenden Augen, Freunden ehrfurchtgebietend, Feinden und Schuldbewussten furchtbar, und doch, wie er den Augen des Volkes sich darstellte, — den Dreimaster auf dem Haupte, den Zopf im Nacken, den Krückstock in der Hand, in der blauen Uniform mit roten Aufschlägen durch die Strassen Berlins reitend, eine volkstümliche Person, „der alte Fritz“. — Sein Reiterstandbild von Rauch Unter den Linden in Berlin. 2) Sein Leben Mühe und Arbeit, bewältigt durch Frühaufstehen (strenges Gebot des Weckens morgens um 3 Uhr). Seine Erholung Lektüre, Schriftstellerei, Flötenspiel, die Tafelrunde von Sanssouci (Marquis d’Argens, Pöllnitz,
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrichs Karl_August_von_Pfalz Karl August Friedrichs Joseph Heinrich Heinrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Joseph Joseph_Ii Karl_Theodor Karl Friedrich Joseph Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich
12
\\Vsw
4. Krnung Maximilians I. (Aus dem Weikunig" nach dem Originalstiche von Burgkmaier int Besitze des aiferg von Osterreich ) (Die Erzblschfe sind an der Mitra, Die Kurfrsten an dem Kurhute kenntlich.)
Ordnung und hheres Ehrgefhl unterschieden. Sie fhrten die geschlitzte" Tracht ein, bei welcher durch Schlitze des Obergewands ein feineres, anders-farbiges Untergewand durchschimmerte. Ihre Ausbildung dankten sie nchst dem Kaiser Max dem berhmten Feldhauptmann Georg von Fruudsberg unter Karl V.
Maximilian fhrte auch eiu neues Verkehrsmittel, die Post, ein und bertrug sie dem Fürsten von Thuru und Taxis als Generalpostmeister.
5. Maximilians Famuienverbmdnngeu. Sein Tod. In seinen aus-wrtigen Kmpfen hatte er wenig Glck; er konnte nicht verhindern, da
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Extrahierte Personennamen: Maximilians_I. Burgkmaier Max Max Georg_von_Fruudsberg Karl_V.
Maximilian Karl_V. Maximilian Maximilians_Famuienverbmdnngeu Maximilians
52 Ehemalige Odenwälder Tracht. — Hüttenberger Festtracht. — Schlitzerländer Tracht.
36. Ehemalige Odenwälder Tracht
37. Hüttenberger Festtracht.
38. Schlitzerländer Tracht.
Die außerdem bekannten „hessischen Trachten" des Schwalmgrundes <mehrfach durch Künstlerhand dargestellt),
der Marburger Gegend und des Hinterlandes werden in Gebieten getragen, die jetzt zur preußischen Provinz
Hessen-Nassau, nicht zum Grotzherzogtum Hessen gehören.
(37 u. 38 nach Photographien aus dem Verlage von Guit. Mandt, Lanterbach i. H.)
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255
den an der Eibe. Weiter abwärts liegt unweit der Elbe
Leipzig. In der Ebene von Leipzig schlug Gustav Adolf
den Tilly, und später
^Bei Leipzig auf dein Plane, o schöne Ehrenschlacht!
Da brachen den Franzosen in Trümmer Glück und Macht.a
Vorn Königreich Sachsen westlich liegen das Großherzog-
thum Sachsen-Weimar-Ei Fe nach, die sächsischen Her-
zogthümer Koburg-Gotha, Meiningen-Hildburghau-
sen und Altenburg und die reußischen Fürstentnümer.
Zwischen ihnen liegen die schwarzburgischen Fürstenthümer
Sondershausen und Rudolstadt, und nordöstlich von die-
sen kleinen Ländern die anhaltschen Herzogthümer Dessau-
Köthen und Bernburg. Alles übrige Land gehört zu der
preußischen Provinz Sachsen. Die Einwohner dieser Länder
sind meist evangelisch.
11. Barbarossa im Kiffhäuftr.
1. Der alte Barbarossa,
Der Kaiser Friederich,
Im unterirdschen Schlosse
Hält er verzaubert sich.
5. Sein Bart ist nicht von Flachse,
Er ist von Feuersglut,
Ist durch den Tisch gewachsen.
Worauf sein Kinn ausruht.
2. Er ist niemals gestorben,
Er lebt darin noch jetzt;
Er hat im Schloß verborgen
Zum Schlaf sich hingesetzt.
3. Er hat hinabgenommen
Des Reiches Herrlichkeit,
Und wird einst wiederkommen
Mit ihr zu seiner Zeit.
4. Der Stuhl ist elfenbeinern,
Darauf der Kaiser sitzt;
Der Tisch ist marmelsteincrn.
Worauf sein Haupt er stützt.
6. Er nickt als wie im Traume,
Sein Aug, halb offen, zwinkt.
Und je nach langem Raume
Er einem Knaben winkt.
7. Er spricht im Schlaf zum Kna-
den:
Geh hin vors Schloß, o Zwerg,
Und sieh, ob noch die Raben
Herfliegcn um den Berg.
8. Und wenn die alten Raben
Noch fliegen immerdar.
So muß ich auch noch schlafen
Verzaubert hundert Jahr.
12. Die Elbe.
Äm Kamme des Riesengebirges finden sich große Moos- und
Moorwiesen, welche wie ein Schwamm die Feuchtigkeit der Lust
ansaugen. Solch eine Wiese ist die 4000 Fuß über dem Meeres-
spiegel liegende Elbwiese. Auf ihr sind die Quellen der Elbe. Sie
durchfließt die reichen Fruchtgefilde von Böhmen in einem weiten
Bogen, verstärkt sich durch die von Süden kommende, wasserreiche
Moldau, an der die alte prächtige Hauptstadt Prag mit ihren
vielen Kirchen, Türmen und Klöstern liegt, und nimmt darnach die
vom Fichtelgebirge kommende Eg er auf, worauf sie aus dem Böh-
merlande in das Königreich Sachsen eintritt. Von allen Seiten
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Barbarossa Barbarossa Barbarossa Barbarossa Friederich
705
Franz trug auf einen Waffenstillstand an, der am 12ten Juli
in Znaym unterzeichnet wurde. Darauf unterhandelte man
über den Frieden, der freilich nicht vortheilhaft für Ocstreich
ausfallen konnte, und am I4ten October 1809 in Wien un-
terzeichnet wurde. Oestreich verlor Salzburg, den Innkreis,
Krain, einen Theil von Karnthen, Triest, Istrien, Croatien,
Dalmatien und Westgallizien, von Ostgallizien einen Theil,
der an Rußland abgetreten wurde, überhaupt mehr als den
üten Theil seiner Besitzungen. Die beiden erstern Provinzen
kamen an Baiern, welches treu Frankreich beigestanden hatte;
aus den andern Abtretungen wurde ein neues Reich gebildet,
das Königreich Illyrien; wer es erhalten sollte, wußte
Napoleon selbst noch nicht, und ließ es indeß für französische
Rechnung verwalten. Westgallizien fiel an das Herzogthum
Warschau. Auch mußte Oestreich alles, was Napoleon in
Spanien, Portugal und Italien gethan hatte, gut heißen, und
aller Verbindung mit England entsagen.
Am meisten war zu beklagen, daß die treuen Tyroler auf-
geopfert werden mußten. Sie blieben unter baierscher Herr-
schaft, und ein Theil wurde zu Würtemberg geschlagen, ob-
gleich Kaiser Franz ihnen früher versprochen hatte, keinen Frie-
den einzugehen, der sie von Oestreich trennen sollte. Schon
hatten sie sich den Feinden unterworfen; als sie aber erfuhren,
daß sie dennoch aufgeopfert werden sollten, griffen sie noch
einmal zu den Waffen. Sie fielen über die Franzosen und
Baiern, die sich schon ganz sicher wähnten, her, und verfolg-
ten sie, die in den Thälern ziehen mußten, von den Bergen
aus mit ihren Stutzen, wahrend die Weiber Steinblöcke und
Baumstämme auf sie herabstürzten. Andreas Hofer,
Speckbacher und andere Landleute stellten sich wieder an
die Spitze der Tapfern, und binnen Kurzem waren die Feinde
aus dem Lande geworfen. Hofer war ein Mann von mäßi-
gen Einsichten, aber voll des redlichsten Willens, und stand
beim Volke im größten Ansehen. Sein hoher, ansehnlicher
Wuchs, sein männliches Ansehen, sein langer schwarzer Bart
erweckten ihm das Vertrauen seiner Landsleute, und unbedingt
leistete man seinen Befehlen Gehorsam. Aber nachdem der
Nlff. Weltgesch. n. Th. 45
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Oestreich Napoleon Napoleon Franz Franz Oestreich Andreas_Hofer
Extrahierte Ortsnamen: Znaym Wien Salzburg Krain Triest Istrien Dalmatien Baiern Frankreich Illyrien Warschau Spanien Portugal Italien England Baiern
325
ich habe den Grund zu eurer Größe gelegt,
ihr müsset das Werk vollenden."
Thaten im edlern Sinne sind außerdem von
diesem Fürsten nicht zu rühmen. Von der wah,
ren Bestimmung eines Königs hatte er wohb
keinen Begriff. Viel zu schwach, um weise Rath,
geber von den lhörichten unterscheiden zu können,
und viel zu träge, um sie in beständiger Thätig,
keit zu erhalten, ließ er Unwürdige über sein
Volk schalten, die ihm schmeichelten und die Un,
terthanen aus Habsucht unerhört aussaugten. Sie
führten Kopssteuern ein, denen sogar arme Hir,
tenjungen unterworfen wurden; nächstdem wur,
de» Perücken, Fontaugen, Hüte, Schuhe, Stte,
felu und Strümpfe mir Abgaben belegt. Eine
Menge Geld ging mit den brandenburgischen
Truppen außer Landes , die am Rhein, in Flan,
dern, in Italien und in Ungarn für den Kaiser
ihr Blut verspritzter!. Selbst als er seinen Lieb,
ltng Wartenberg wegen offenbarer Schurke,
reien verbannen mußte, war er lieblos genug ge,
gen sein Volk, diesen Elenden nicht nur sein gan,
zes Vermögen mit ins Ausland nehmen zu las,
sen, sondern ihm sogar noch eine jährliche Pen,
sion von 24200 Thalern nach Frankfurt am
Main zu schicken.
Vergrößert ward unter Friedrich I. der preu,
ßische Staat durch die Grafschaften Mörs, Lin,
gen, Neufchatel, halb Mansfeld und Tecklenburg.
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266
lands, zu einem Bunde mit einander vereinigt sind. In Obehtälien
liegen: das lombardisch-venetianische Königreich, weiches, wie
ihr ja wisst, zum Kaiserreiche Österreich gehört, mit den Städten
Mailand und Venedig — das Königreich beider Sardinien mit der
Hauptstadt Turin — die kerrogthümer Parma, Modena und Lukka
mit den gleichnamigen Hauptstädten. In Mittelitalien findet ihr
hier: das Grosstherzogthum Toskana mit der Hauptstadt Florenz
— und den Kirchenstaat, sogenannt, weil das Oberhaupt dieses
Staates, der Papst zu Rom, zugleich das Oberhaupt der katho-
lischen Kirche ist. Über Südltaüen erstreckt sich das König-
reich beider Sicüien mit den Hauptstädten Neapel und Palermo.
13. Der Schönheitssinn der Italiener.
Einst begleitete mich ein Italiener. Es war ein prächtiger
Kopf mit einem ausdrucksvollen Gesichte, in dessen Zügen sich Gut-
müthigkeit und Schlauheit wunderbar mischten, wie fast in allen
Gesichtern des italienischen Landvolks. Die nackte Brust sah braun-
gelb wie Bronce, aus dem groben aber sehr weissen Hemde her-
vor — alle Italiener halten viel auf reine und weisse Wäsche. In
den schwarzen Locken hinter dem Ohre stak ihm eine dunkelrothe
Nelke, ein gewöhnlicher Schmuck der Männer aus dem Volke, der
ihnen ganz vortrefflich steht. Überhaupt lebt in diesem Volke ein
angeborner Schönheitssinn, an dem ich täglich meine Freude
habe. Die Art, wie sie ihre Jacken, auf der einen Achsel hängend
oder mit dem Ärmel um den Hals geschlungen, tragen, wie sie
stehen, sitzen, liegen, gehen, in ihrer Art, das Halstuch zu knüpfen,
die Schärpe zu schlingen, den Hut zu tragen und zu formen, —
kurz, in allem tritt dieser Schönheitssinn hervor. Oft, wenn ich
Abends durch die Gassen der kleinen Ortschaften reite und nur
mit Mühe mich durch die umherstehende Menschenmenge hindurch
winde, sehe ich Gruppen, welche einem Künstler die schönsten
Vorbilder geben könnten. Wenn bei uns ein Bauernbursch sich auf
den andern lehnt, so giebt das sicher eine unschöne Rakel ei.
Hier aber, wo ich solche Gruppen alle Augenblicke sehe, ist die
Stellung stets malerisch und dem einen, ohne besondere Belästigung
des andern, Behagen gewährend. Sehe ich die Weiber und Mäd-
chen Abends zu 30 oder 40 an den Brunnen, stehend und war-
tend, gehend und kommend, wie sie die grossen kupfernen Henkel-
gefässe so sicher und stattlich auf dem Haupte tragen, die rechte
Hand mit der obern Rückenfläche in die Seite gestemmt, die linke
entweder lässig niederhangend, oder an den einen Henkel des Ge-
fässes gelegt, so habe ich die herrlichsten malerischen Gruppen.
Und wie verstehen diese Italiener in den kleinsten Landstädtchen,
ihre Kirchen an Festtagen zu schmücken! Alle Säulen, Pfeiler und
selbst die Wände sind mit den hellsten, farbenschimmernden, be-
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63
fache Kleidung gab sie den Berlinerinnen ein sehr gutes Beispiel, das auch bald
überall nachgeahmt wurde. Auf einer Reise wurde die Königin einst von 19 kleinen
Mädchen in weißen Kleidern begrüßt. Bald aber erfuhr sie, daß es eigentlich 20
Mädchen gewesen seien, das eine sei aber wieder nach Hause geschickt, weil es so häß-
lich ausgesehen habe. Sofort ließ sie das zurückgeschickte Kind holen und war mit
demselben überaus freundlich. Als ihr einst gleichzeitig ein Graf und ihr Hofschuh-
macher gemeldet wurden, sagte sie: „Der Meister hat gewiß nicht viel Zeit, er soll
zuerst kommen; der Herr Graf kann warten."
b. Der unglückliche Krieg 1806 und 1807.
1. Rheinbund. Auflösung des deutschen Reiches. 1806. Nachdem Napoleon
in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz (1805) Östreich und Rußland besiegt hatte,
war sein Streben darauf gerichtet, auch die Macht des altersschwachen Deutschlands
zu brechen. Im Jahre 1806 stiftete er daher den sogenannten Rheinbund. 16 deutsche
Staaten (Bayern, Württemberg, Baden, Darmstadt, Nassau u. a.) traten dem Bunde
bei und stellten sich damit unter den Schutz Napoleons. Viele kleinere Reichsfürsten,
deren Gebiet im Bereiche dieses Rheinbundes lag, wurden ihrer landesherrlichen
Rechte entkleidet und Unterthanen der ihnen Nächstliegenden Rheinbundstaaten. In-
folge dieser Vorgänge legte Franz Ii., der 49. Kaiser Deutschlands, die deutsche
Kaiserkrone nieder und nannte sich fortan „Kaiser von Östreich". Damit hatte das
morsche, beinahe tausendjährige „heilige römische Reich deutscher Nation" sein Ende
erreicht. (Erst 65 Jahre später wurde durch König Wilhelm I. von Preußen das
neue deutsche Kaiserreich aufgerichtet.)
2. Preußen erklärt an Frankreich den Krieg. Nachdem Napoleon Östreich
gedemütigt und mit den süddeutschen Fürsten den Rheinbund geschlossen hatte,
gab es nur noch eine Macht in Deutschland, die sich seinem Willen noch nicht
fügte. Das war das Königreich Preußen. Wie es schien, legte Napoleon es ganz
darauf an, dieses Land bis aufs äußerste zu demütigen oder zum Kampfe der Ver-
zweiflung zu reizen. Vor allem suchte er zu verhindern, daß Preußen mit den nicht
zum Rheinbünde gehörenden Fürsten einen „norddeutschen Bund" bilde. Ohne Zu-
stimmung Preußens besetzte er einen preußischen Bezirk am Rhein. Auch verlangte
er, daß Preußen allen englischen Schiffen Häfen und Küsten verschließen solle. Im
ganzen Lande war man über diesen Übermut Napoleons empört, und die Offiziere in
Berlin zogen des Abends vor die Wohnung des französischen Gesandten und wetzten
ihre Degen an den steinernen Treppen des Gebäudes. Notgedrungen erklärte der
König endlich den Krieg an Frankreich.
3'. Die Armee Preußens hatte nach dem Tode Friedrichs d. Gr. viel von ihrer Kriegs-
tüchtigkeit verloren. Die Heerführer waren alt und gebrechlich, die Soldaten mehr Hand-
werker als geübte Kriegsleute. Der Dienst lief größtenteils auf Tändelei und Spielerei
hinaus. Alle 108 Griffe am Gewehr mußten mit der größten Schnelligkeit ausgeführt
werden, und auf gerade Haltung beim Paradeschritt ward das Hauptgewicht gelegt. Die
Ausrüstung dagegen war sehr mangelhaft. Das Gewehr war — damit es sich besser senk-
recht tragen ließ — mit einem geraden Schafte („Kuhfuß") versehen, wodurch es aber an
Brauchbarkeit verlor. Der blank polierte Lauf blendete und erschwerte das Zielen, das
Schloß war groß, aber versagte leicht. Die Uniform war eng und unpraktisch. Noch immer
band der Soldat auf den kurzgeschorenen Kopf einen armlangen Zopf, noch immer trug er
die engen Gamaschen, die das Bein einzwängten und das Marschieren erschwerten. Dazu
kam ferner, daß zwischen dem Ofsizier und dem Gemeinen eine ungeheure Kluft bestand
und der Soldat weder für seinen Vorgesetzten noch für sein Vaterland begeistert war.
4. Jena und Auerstädt. 1806. Ein Heer von 150000 Mann zog unter dem
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Franz_Ii Franz König_Wilhelm_I._von_Preußen Wilhelm_I. Napoleon Napoleon Napoleons Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Württemberg Baden Darmstadt Nassau Rheinbundes Rheinbundstaaten Deutschlands Frankreich Deutschland Rheinbünde Rhein Napoleons Berlin Frankreich Friedrichs
278 Kap. 9. Von Italien.
wird auch von den Deutschen insgemein Walschland
genennet.
§. 2. Italien gränzet gegen Morgen an das adria-
tische Meer, gegen Mittag an das inittelländische Meer,
gegen Abend an das toskanische Meer und an Frank-
reich, gegen Mitternacht an Deutschland und an die
Schweiß, welche durch eine Reihe steiler Berge, die
man Alpen nennet, von Italien getrennet ist.
§. 3» Italien steht einem Stiesel nicht unähnlich,
und soll 200 Meilen lang seyn, die Breite aber ist un-
gleich, und kann nicht bestimmt werden.
§. 4. Die vornehmsten Flüsse in Italien sind:
1) Der Po. 2) Die Etsch oder Adige. 3) Der
Arno. 4) Die Tiber.
§. 5. Italien kann man füglich in 4 Stücke ein-
theilen, nämlich:
I. In den obern, Ii. in den mittler«, Iii. in den
untern Theil, Iv. in die beyliegenden Inseln.
$. 6. I. In dem obern Theile liegen 7 große
Herzogtümer, einige kleine Fürstenthümer und 3 Re-
publiken.
A) die 7 großen Herzogthümer sind:
1) Das Herzogthum Savoyen.
Welches an Frankreich, die Schweiß, Piemont,
Mayland, und an den Genfer See gränzet. Es ist
22 Meilen lang und 19 Meilen breit. Es gehört dem
Könige von Sardinien.
Es ist darinn zu merken:
Chambery, die Hauptstadt in einem angenehmen
Thale, welches von fruchtbaren Hügeln und Bergen
umgeben ist; sie ist von mittelmäßiger Größe.
Anne-
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Extrahierte Personennamen: Arno
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Deutschland Italien Italien Italien Italien Frankreich Mayland Sardinien Chambery
372
„Große Städte, reiche Klöster," Ludwig, Herr zu Barern sprach,
„schaffen, daß mein Land den euren wohl nicht steht an Schätzen nach."
Eberhard, der mit dem Barte, Würtembergs geliebter Herr, sprach:
„mein Land hat kleine Städte, trägt nicht Berge silberschwer;
Doch ein Kleinod hält's verborgen: daß in Wäldern, noch so groß,
ich mein Haupt kann kühnlich legen jedem Unterthan in Schooß."
Und es rief der Herr von Sachsen, der von Baiern, der vom Rhein:
„Graf im Bart, ihr seid der Reichste, euer Land trägt Edelstein."
4. Andreas Hofer.
Justinus Kerner.
296. Zu Mantua in Banden der treue Hofer war, in Mantua zu
Tode führt' ihn der Feinde Schaar; es blutete der Brüder Herz, ganz
Deutschland, ach ! in Schmach und Schmerz! mit ihm das Land Tirol.
Die Hände auf dem Rücken Andreas Hofer ging mit ruhig festen
Schritten, ihm schien der Tod gering; der Tod, den er so manches-
mal vom Jselberg geschickt in's Thal im heil'ge« Land Tirol.
Doch als aus Kerkergittern im festen Mantua die treuen Waffen-
brüder die Händ' er strecken sah, da rief er laut: „Gott sei mit euch,
mit dem verrathnen deutschen Reich und mit dem Land Tirol!"
Dem Tambour will der Wirbel nicht unterm Schlägel vor; als
nun Andreas Hofer schritt durch das finstre Thor, Andreas noch in
Banden frei, dort stand er fest in der Bastei, der Mann vom Land
Tirol.
Dort soll er niederknieen, er sprach: „Das thu' ich nit! will ster-
den, wie ich stehe, will sterben, wie ich stritt, so wie ich steh' auf
dieser Schanz'; es leb' mein guter Kaiser Franz, mit ihm sein Land
Tirol!"
Und von der Hand die Binde nimmt ihm der Korporal, Andreas
Hofer betet allhier zum letzten Mal; dann ruft er: „Nun so trefft mich
recht! Gebt Feuer! — Ach wie schießt ihr schlecht! Ade, mein Land
Tirol!" Juliu» Mosen.
5. Ein /rie-hofsbesuch.
297. Beim Todtengräber pocht es an:
„Mach' auf, mach' auf, du greiser Mann."
„Thu' auf die Thüre und nimm den Stab,
Mußt zeigen mir ein theures Grab."
Ein Fremder spricht's mit strupp'gem Bart,
Verbrannt und rauh nach Kriegerart.
„Wie heißt der Theu're, der euch starb
Und sich ein Pfühl bei mir erwarb?"
„ Die Mutter ist es, kennt ihr nicht
Der Martha Sohn mehr am Gesicht?"
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Eberhard Andreas_Hofer Andreas_Hofer Andreas_Hofer Andreas Franz Franz Andreas
Hofer Martha
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Baiern Rhein Mantua Mantua Deutschland Mantua